Luxemburger Renette

Von Bann, 1. April 2015
Kurzbeschreibung
Gefährungsgrad
stark gefährdet
Regionalsorte
ja
Synonyme
Alte Luxemburger Renette, Reinette des Vergers
Reifezeit
Die Früchte werden etwa Anfang bis Mitte Oktober geerntet und bleiben auf dem Lager bis etwa Februar haltbar.
Herkunft
Entstanden ist die Luxemburger Renette bereits vor 1820 in Luxemburg. Verbreitet wurde sie seit dieser Zeit vom Baumschulbesitzer August Wilhelm (Luxemburg) zunächst unter dem Namen Reinette des Vergers. 1856 wurde sie in der „Monatsschrift für Pomologie und praktischen Obstbau“ erstmals beschrieben. Man sagte der Sorte seinerzeit nach, dass sie sich – für eine Apfelsorte ungewöhnlich – ohne merkliche Abweichungen aus dem Kern vermehren lasse. Dies mag mit eine Erklärung dafür sein, dass es verschiedentlich Spielarten der Sorte gibt, die in Form und Färbung ganz leicht voneinander abweichen. Zu vermuten ist, dass auch die in den 1850er Jahren entstandene Sorte Luxemburger Triumph aus einem Samen der Luxemburger Renette entstanden ist. Beide Sorten unterscheiden sich in ihren Baum- und Fruchteigenschaften nur geringfügig. Während der Triumph eine eher streifige Rotfärbung zeigt, zeigen die Früchte der Renette stets nur eine gehauchte Deckfarbe.
Verbreitung
Die Luxemburger Renette war im Rheinland einst weit verbreitet, vor allem im Oberbergischen, in der Eifel und im Westerwald. In einer Aufstellung von Apfelsorten des „Rheinischen Anbausortiments“ von 1915 wird sie für die Kreise Wipperfürth, Gummersbach und Waldbröl, die Kreise Aachen, Eupen, Bitburg, Daun und Prüm sowie die Kreise Adenau, Cochem und Zell empfohlen („Rhein. Monatsschrift für Obst-, Gemüse- und Gartenbau“ 1915, Heft 9). Heute ist die „echte“ Luxemburger Renette – im Gegensatz zum Luxemburger Triumph – im Streuobst nur noch sehr selten und meist auf sehr alten Bäumen anzutreffen. Grund dafür ist, dass – obwohl sie in den Empfehlungslisten der Landwirtschaftskammern Nordrhein und Rheinland-Hessen-Nassau noch bis in die 1950er Jahre als Nebensorte empfohlen wurde – von den Baumschulen unter dem Namen „Luxemburger Renette“ stattdessen schon seit langem nur noch der (vielleicht etwas lohnendere) Luxemburger Triumph in Umlauf gebracht worden ist. Das hat dazu geführt, dass dort, wo die echte Luxemburger Renette noch auf alten Bäumen vorkommt, sie meist als „Alte Luxemburger Renette“ bezeichnet wird, während der „Triumph“ hier meist „Neue Luxemburger Renette“ oder „Doppelte Luxemburger Renette“ genannt wird. Auch bei der heute in Baumschulen noch erhältlichen „Luxemburger Renette“ handelt es sich tatsächlich meist um den Luxemburger Triumph.
Frucht
Frucht mittelgroß bis groß, breit kegelförmig, seltener auch hochgebaut, im Querschnitt unregelmäßig rund bis fünfkantig. Deckfarbe, sofern vorhanden, als sonnen-seitig goldiger oder bräunlich orangener (seltener rötlicher) Hauch, meist nur auf höchstens einem Viertel der Frucht. Gut besonnte Früchte zeigen sonnenseitig z.T. auffallend fleckig rot umhöfte Schalenpunkte. Schale relativ weich, druckempfindlich, transportempfindlich. Kelchgrube flach bis mitteltief, rippig, oft mit auffallenden Fleischperlen und typisch ringförmiger Berostung um den Kelch. Stielgrube eng, mitteltief bis tief, mit strahlig auslaufender, teilweise grobschuppiger Berostung. Stiel kurz bis mittellang, mitteldick, selten dick, meist knapp aus der Stielgrube ragend. Kernhaus stielnah, Meistens nur wenige gut ausgebildete Kerne vorhanden, diese mittelgroß, (7,5 – 8 mm : 5 -5,5 mm), breit-rundlich, dunkel braun. Fruchtfleisch grünlich weiß bis gelblich weiß, feinzellig, bei Pflückreife saftig, später mürbe werdend, sortentypisch ausgeprägtes, mildsüßes Aroma.
Baum
Der Baum der Luxemburger Renette wächst in der Jugend stark, mit schräg abwinkelnden Leitästen, die bei unterlassenem Schnitt leicht verkahlen. Im Alter bildet die Sorte große bis mittelgroße, außen überhängende Kronen. Junge Bäume kommen erst spät in den Ertrag. Die Sorte wächst gesund, ist sehr frosthart, sehr robust gegen Schorf und stellt insgesamt wenig Ansprüche an Boden und Klima. Sie wurde besonders dort angebaut, wo andere, empfindlichere Sorten versagen – in den Höhenlagen der Mittelgebirge und auch noch in Regionen mit hoher Luftfeuchtigkeit. In warmen bzw. Weinbaulagen ist sie dagegen etwas anfällig für Mehltau. Auf ungünstigen Böden kann gelegentlich auch Obstbaumkrebs auftreten, der die ansonsten gesunden Blüte und Austrieb im Frühjahr zeitigen spät, weshalb die Sorte auch für spätfrostgefährdete Tallagen noch geeignet ist. Da die Sorte triploid ist, kommt sie nicht als Pollenspender für andere Sorten in Betracht.
Verwechsler
Luxemburger Triumph, Boikenapfel, Kanada-Renette, Adersleber Kalvill, Westfälische Tiefblüte, (Doppelter) Neuhauser, Riesenboiken. Zu vermuten ist, dass auch die in den 1850er Jahren entstandene Sorte Luxemburger Triumph aus einem Samen der Luxemburger Renette entstanden ist. Beide Sorten unterscheiden sich in ihren Baum- und Fruchteigenschaften nur geringfügig. Während der Triumph eine eher streifige Rotfärbung zeigt, zeigen die Früchte der Renette stets nur eine gehauchte Deckfarbe.
Anbaueignung
Ebenso wie der Luxemburger Triumph ist die („Alte“) Luxemburger Renette eine typische Streuobstsorte, die insbesondere an kühleren oder spätfrostgefährdeten Standorten und in Höhenlagen empfohlen werden kann. Im direkten Vergleich beider Sorten scheint der Triumph die noch wüchsigeren und gesünderen Bäume zu haben.
Kurzbeschreibung vollständig?
ja
Basisdaten
Obstart
Apfel
Pflückreife
Oktober
Genussreife
Dezember
Februar
Abbildungen
Baum in Blüte/Winter
Bildautor: Olaf Schriever
Standortansprüche
Standortansprüche
Luxemburger Renette eine typische Streuobstsorte, die insbesondere an kühleren oder spätfrostgefährdeten Standorten und in Höhenlagen empfohlen werden kann. Im direkten Vergleich beider Sorten scheint der Triumph die noch wüchsigeren und gesünderen Bäume zu haben.
Bodenansprüche
breit anbaufähig
Klima/Höhenlage
auch Höhenlagen geeignet
Anbaubewertung
Anbaubewertung
Mit ihren saftigen, mildsüß aromatischen Früchten ist die Luxemburger Renette ein durchaus ansprechender Tafelapfel. Angesichts der meist großen, schwer beerntbaren Bäume werden ihre Früchte heute meist nur noch als Mostobst oder zur Herstellung eines – geschmacklich hervorragenden – Apfelbrandes genutzt.
Anbauempfehlung
Streuobstwiese
Verwendung der Früchte
Frischverzehr
Brennen
Saft/Süßmost
Kennzeichnung (Spende o. ä.)
LVR-Netzwerk Umwelt/Biologische Stationen Rheinland