Gefährungsgrad
vom Aussterben bedroht
Reifezeit
Die Pflückreife liegt etwa Anfang bis Mitte Oktober. Bei guten Lagerbedingungen halten die Früchte bis zum Frühjahr. Aufgrund ihrer geringen Druckempfindlichkeit lassen sich auch vom Baum geschüttelte Früchte noch einlagern.
Herkunft
Ähnlich wie der Aachener „Hausapfel“, welcher in der Obstliteratur des 19. Jahrhunderts als Cornely’s Hausapfel beschrieben ist, wurde auch der Doppelte Hausapfel von Carl Cornely aus Maire, Bürgermeister in Rimburg bei Aachen gezüchtet. Über seine Entstehung schreibt Cornely selbst: „Aus den Kernen dieses Apfels (Cornely’s Hausapfel, Anm.d.Red.) habe ich noch eine neue, diesem sehr ähnliche Sorte erzielt, die in Hinsicht der Farbe, des Fleisches, der Haltbarkeit und des Geschmacks der Muttersorte völlig gleich, jedoch viel größer und platter von Form ist“ (in: „Der niederrheinische Obstgarten“ 1844, S. 153).
Verbreitung
Der Doppelte Hausapfel wurde später auch von Oberdieck (1852) in seinem Werk „Anleitung zur Kenntnis und Anpflanzung des besten Obstes“ sowie 1875 im Bd. 4 des „Illustrirten Handbuchs der Obstkunde“ beschrieben. Die Reiser hatte Oberdieck vom Pomologen Diel erhalten, dieser wiederum vermutlich von Cornely selbst. Parallel dazu hatte auch der Pomologe v. Flotoweinen Doppelten Hausapfel von seinem Kollegen v. Aerenthal erhalten und diesen 1856 in der „Monatsschrift für Pomologie und praktischen Obstbau“ beschrieben. Dabei verweist von Flotow auch auf Oberdiecks Doppelten Hausapfel und fügt hinzu: „Allein mit diesem stimmt der meinige nicht überein“. Später stellte von Flotow fest, dass sein von v. Aerenthal bezogener Doppelter Hausapfel auch mit der Sorte „Blutrothe Rheinische Reinette“ übereinstimme. Letztere war bereits von Dittrich (1839) im „Systematischen Handbuch der Obstkunde“ beschrieben worden, und v. Flotow schreibt in Bd. 4 des „Illustrierten Handbuchs der Obstkunde“ (S. 151), dass diese „wahrscheinlich in den Rheingegenden zu Hause“ sei. Nähere Angaben zur Herkunft der „Blutrothen Rheinischen Reinette“ macht jedoch auch er nicht.
Ungeachtet dieser Namensverwirrungen ging die Sorte später – im 20. Jahrhundert bzw. spätestens nach dem Zweiten Weltkrieg – verloren bzw. wurde von den Baumschulen der Region nicht mehr vermehrt. Heute sind nur noch wenige (zum Teil einhundertjährige) Bäume erhalten.
Frucht
Frucht mittelgroß, rundlich, auch abgerundet kegelförmig, zum Kelch etwas verjüngt, stiel-und kelchseitig schmal abgeflacht. Im Querschnitt ziemlich rund bis schwach rundkantig. Grundfarbe weißlich-gelblich-grün, bei Genussreife hell gelb. Deckfarbe orangerot, dunkelrot bis bräunlich rot, verwaschen streifig, marmoriert, auf etwa der Hälfte bis zwei Dritteln der Frucht. Stielseitig oliv graubraune Berostung, die netzartig-streifig bis über die Fruchtmitte verlaufen kann und die Deckfarbe z.T. überlagert.
Kelchgrube mittelweit (bis eng), mitteltief (optisch fast tief), Seiten mittelsteil (bis steil), teils mit kleinen Fleischfalten oder -perlen, vereinzelt mit feinen Rostspuren. Kelch klein bis mittelgroß, geschlossen bis halboffen. Kelchblätter schmal, spitz auslaufend, kurz bis mittellang, buschig hochstehend oder nach außen umgeschlagen.
Stielgrube eng bis mittelweit, mitteltief, Seiten steil oder mittelsteil, oft mit auffallendem, aus der Stielgrube auslaufendem Rostklecks; Berostung im Innern z.T. auch schuppig, grob, vereinzelt aufgerissen, auf den Fruchtseiten fein, graubraun bis hellbraun. Stiel variabel, dünn oder mitteldick, kurz bis mittellang, holzig oder auch hellbraun fleischig; meist nicht oder nur knapp aus der Stielgrube herausragend. Achsenhöhle meist geschlossen. Kerne mittelgroß bis groß, breit, kurz gespitzt, 9 : 4,5 – 5,5 mm, dunkel kastanienbraun, teils auch taube Kerne, diese hell- bis mittelbraun. Fruchtfleisch -Fruchtfleisch hell gelblich weiß, fest, mittelfeinzellig, mäßig saftig, nach Lagerung mürbe, süßsäuerlich, ohne ausgeprägtes Aroma.
Baum
Der Baum des Doppelten Hausapfels ist stark wachsend; er bildet große, teils recht mächtige, kugelige oder pyramidale, außen schwach überhängende Kronen. Die Sorte bildet viel kurzes Fruchtholz, weshalb bei mangelnder Schnittpflege zahlreiche verdichtete Fruchtholzpartien in der Krone entstehen. Die Sorte gilt als breit anbaufähig und relativ robust gegenüber den Pilzkrankheiten Schorf, Obstbaumkrebs und Mehltau. Auf feuchten Böden kann eine leichte Anfälligkeit für Krebs hervortreten. Über ihre Eignung in Höhenlagen liegen keine Erfahrungen vor.
Als Jungbaum bildet die Sorte trotz ihres lebhaften Wachstums viel kurzes Fruchtholz und kommt relativ bald in den Ertrag. Der Ertrag ist reich, jedoch alternierend. Bei mangelnder Schnittpflege neigt die Sorte etwas zu Kleinfrüchtigkeit. Die Blüte im Frühjahr zeitigt im Vergleich zu anderen Apfelsorten eher spät. Das Blatt erscheint mittelgroß, mittelgrün, fast etwas graugrün, gern an den Rändern etwas noch oben gewellt.
Verwechsler
Cornely’s Hausapfel, Oberlausitzer Muskatrenette, Muskatrenette
Die Früchte des Doppelten Hausapfel sind denen des „einfachen“ (Cornely’s) Hausapfel sehr ähnlich; Unterscheidungsmerkmal ist vor allem die unterschiedliche Größe der Früchte. Auch weist der Baum des Doppelten Hausapfels ein etwas stärkeres Wachstum auf. Um zu klären, ob es sich bei der im Raum Aachen heute noch unter dem Namen Doppelter Hausapfel angetroffenen Sorte tatsächlich um eine eigene Sorte (und nicht um den sehr ähnlichen Cornely’s Hausapfel) handelt, wurde im Rahmen des Projekts „Lokale Obstsorten des Rheinlandes – vom Aussterben bedroht” ein molekulargenetischer Vergleichstest beider Sorten durchgeführt. Dabei bestätigte sich, dass es sich um zwei verschiedene (wenn auch eng verwandte) Sorten handelt. So, wie es der Züchter Cornely bereits 1844 geschrieben hat (s.o.).
Anbaueignung
Alles in allem ist der Doppelte Hausapfel als robuste, reich-tragende und gut lagerbare Lokalsorte beliebt. Sie kommt vor allem als Hochstamm für die Streuobstwiese in Betracht, während für kleinere Baumformen in Haus- und Kleingarten heute meist geschmacklich aromatischere Sorten vorgezogen werden.
Die Früchte des Doppelten Hausapfels werden – wie die von Cornely’s Hausapfel – heute vor allem als Wirtschaftsapfel in der Küche verwendet. Hierbei werden die Äpfel traditionell geviertelt und anschließend geköchelt (unter Zugabe von beispielsweise Wasser, Zucker, Zimt).
Kurzbeschreibung vollständig?
ja